Feminismus ohne Klischees: Warum Gleichberechtigung kein Tabuthema sein darf
Der moderne Feminismus steht für das Streben nach gleichen Rechten und Chancen für alle Menschen, unabhängig vom Geschlecht. Die gesellschaftliche Diskussion über Gleichberechtigung ist nicht nur ein soziales Anliegen, sondern auch ein wirtschaftlicher Erfolgsfaktor, der in Unternehmen aktiv gefördert werden sollte.
Wichtige Erkenntnisse
- Feminismus kämpft nicht gegen Männer, sondern für gleiche Rechte und Chancen aller Geschlechter
- Frauen leisten täglich 77 Minuten mehr unbezahlte Sorgearbeit als Männer (BMFSFJ 2024)
- In Deutschland beträgt der Gender Pay Gap unbereinigt 18 Prozent, was über dem EU-Durchschnitt liegt
- Nur 29% der Vorstandspositionen in DAX-Unternehmen sind mit Frauen besetzt (Stand 2023)
- Unternehmen mit ausgewogener Geschlechterverteilung in Führungspositionen erzielen nachweislich bessere Geschäftsergebnisse
Was Feminismus wirklich bedeutet
Feminismus wird oft missverstanden oder mit negativen Klischees belastet. Dabei steht der Begriff einfach für die Idee, dass alle Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht die gleichen Rechte, Pflichten und Möglichkeiten haben sollten. Es geht nicht darum, Männer zu benachteiligen oder traditionelle Rollen zu verteufeln, sondern um Wahlfreiheit und Selbstbestimmung für alle.
Die mediale Darstellung von Feministinnen als „wütende Aktivistinnen“ entspricht selten der Realität. Tatsächlich engagieren sich Menschen aller Geschlechter, Altersgruppen und Hintergründe für mehr Gleichberechtigung – oft in ganz alltäglichen Situationen:
- In Meetings, wenn sie darauf achten, dass alle zu Wort kommen
- Bei Gehaltsverhandlungen, wenn sie Transparenz fördern
- In Familien, wenn sie Aufgaben fair verteilen
- In Unternehmen, wenn sie Frauennetzwerke aufbauen und unterstützen
Die wirtschaftliche Dimension der Ungleichheit
Die Gleichstellung der Geschlechter ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch ein wirtschaftlicher Imperativ. Studien belegen, dass Unternehmen mit ausgewogener Geschlechterverteilung in Führungspositionen bessere Geschäftsergebnisse erzielen. Trotzdem besteht weiterhin eine erhebliche Ungleichheit:
Kennzahl | Wert | Quelle |
---|---|---|
Unbereinigter Gender Pay Gap in Deutschland | 18% | Statistisches Bundesamt 2024 |
Bereinigter Gender Pay Gap | 6% | Statistisches Bundesamt 2024 |
Lohnunterschied im EU-Vergleich | 13,9% (DE über EU-Durchschnitt) | G7-Dashboard 2022 |
Paarhaushalte mit Frau als Hauptverdienerin | 11% | WSI-Studie 2020 |
Diese Zahlen verdeutlichen, dass wir trotz Fortschritten noch einen weiten Weg vor uns haben. Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass selbst bei gleicher Qualifikation und Position ein Lohnunterschied von 6% besteht.
Care-Arbeit und Karriere: Die unsichtbare Doppelbelastung
Eine der größten Herausforderungen für die berufliche Gleichstellung ist die ungleiche Verteilung von unbezahlter Sorgearbeit. Diese beinhaltet Kinderbetreuung, Haushalt, Pflege von Angehörigen und emotionale Arbeit im sozialen Umfeld.
- Frauen leisten täglich 77 Minuten mehr unbezahlte Sorgearbeit als Männer (BMFSFJ 2024)
- 43,8% der Frauen in Westdeutschland arbeiten in Teilzeit, aber nur 11% der Männer
- Mütter unter 35 Jahren sind am stärksten vom Karriereknick betroffen
Die Corona-Pandemie hat diese Ungleichheit noch verstärkt, da Frauen überproportional häufig ihre Arbeitszeit reduzierten, um Betreuungsaufgaben zu übernehmen. Diese „Teilzeitfalle“ hat langfristige Auswirkungen auf Karrierechancen, Rentenbezüge und finanzielle Unabhängigkeit.
Unternehmen können hier aktiv gegensteuern, indem sie flexible Arbeitsmodelle für alle Geschlechter fördern und Führungspositionen auch in Teilzeit ermöglichen. So profitieren Unternehmen vom Erfolgsfaktor Frau und können weibliche Talente besser halten und fordern.
Die gläserne Decke: Frauen in Führungspositionen
Trotz steigender Bildungsabschlüsse und beruflicher Qualifikationen von Frauen bleibt ihre Repräsentation in Führungspositionen und Entscheidungsgremien gering:
- Nur 34,9% der Bundestagsabgeordneten sind Frauen (2024)
- In den Vorständen der DAX-Unternehmen beträgt der Frauenanteil 29% (2023)
- Deutschland erreicht im EU-Gleichstellungsindex nur 66,9 von 100 Punkten (Platz 12)
Diese Zahlen zeigen, dass strukturelle Barrieren und unbewusste Vorurteile weiterhin die Karrierewege von Frauen behindern. Besonders bedenklich: Je höher die Hierarchiestufe, desto geringer der Frauenanteil – ein Phänomen, das als „leaky pipeline“ bekannt ist.
Erfolgreiche Unternehmen setzen deshalb auf gezielte Forderprogramme, Mentoringansätze und transparente Beförderungskriterien. Die Johanniter NRW gehen mit Frauen in Führung und zeigen, wie auch traditionell männlich geprägte Organisationen von mehr Geschlechtergerechtigkeit profitieren können.
Intersektionalität: Wenn Diskriminierungen sich überschneiden
Ein modernes Verständnis von Feminismus berücksichtigt, dass Menschen aufgrund verschiedener Merkmale gleichzeitig benachteiligt werden können. Dieses Konzept wird als Intersektionalität bezeichnet:
- Schwarze Frauen erfahren 2,3-mal häufiger Berufsbenachteiligung als weiße Frauen (BMFSFJ-Atlas 2020)
- 27% der LGBTQIA+-Personen berichten von paralleler Diskriminierung aufgrund von Geschlecht und sexueller Identität
- Frauen mit Behinderungen haben eine um 10 Prozentpunkte niedrigere Erwerbsbeteiligung als Frauen ohne Behinderungen
Für Unternehmen bedeutet dies, dass Diversity-Ansätze mehrdimensional gedacht werden müssen. Es reicht nicht, nur den Frauenanteil zu erhöhen – vielmehr geht es um eine Kultur der Inklusion, die unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungshintergründe wertschätzt.
Gemeinsam für echte Gleichberechtigung
Feminismus ist keine Nischenbewegung, sondern ein gesamtgesellschaftliches Anliegen. Wir bei FEMALE RESOURCES sind überzeugt: Gleichberechtigung funktioniert nur, wenn alle mitmachen – unabhängig vom Geschlecht.
Was können Unternehmen konkret tun?
- Transparente Gehaltsstrukturen einführen und regelmäßig auf Ungleichheiten überprüfen
- Flexible Arbeitsmodelle für alle Mitarbeitenden anbieten
- Führungskräfte für unbewusste Vorurteile sensibilisieren
- Frauen gezielt fördern und ihnen den Zugang zu karriererelevanten Netzwerken ermöglichen
- Eine Unternehmenskultur schaffen, in der respektvoller Dialog über Gleichstellungsthemen möglich ist
Gleichberechtigung ist kein Tabuthema, sondern ein wirtschaftlicher Erfolgsfaktor. Unternehmen, die dies erkennen und aktiv umsetzen, positionieren sich zukunftsfähig im Wettbewerb um die besten Talente.
Wir bei FEMALE RESOURCES unterstützen Unternehmen auf diesem Weg – mit fundierter Expertise und praxiserprobten Lösungen. Denn nur gemeinsam können wir eine Arbeitswelt gestalten, in der alle Menschen ihr volles Potenzial entfalten können.
gleichberechtigt.org: Zahlen, Daten, Fakten
RND: Gleichstellung von Frauen und Männern in Deutschland – Zahlen & Fakten
Böckler: Studien zu Gleichstellung und Geschlechtergerechtigkeit