Annette Limmer

Chancen muss man provozieren!

„Mit Frauen in Führung“ – Frau Limmer, Sie haben jung eine steile Karriereleiter erklommen. Was war Ihre größte Herausforderung und wie haben Sie diese gemeistert? 

Es war eine große Herausforderung in die Chefinnenrolle zu wechseln und trotzdem authentisch zu bleiben. Ich war von heute auf morgen plötzlich die Chefin meiner ehemaligen Teamkollegen und -kolleginnen, auch der Älteren und der in den einzelnen Themen inhaltlich besseren. Der Rollenwechsel war ein Prozess. Die Beziehungen mussten sich ändern, ohne das vorher gute Verhältnis zu verlieren.

Ich habe sehr darauf geachtet, die Mitarbeitenden gemäß ihrer Expertise an Entscheidungen zu beteiligen und individuelle Kenntnisse einzubeziehen. Bei konfliktreichen Entscheidungen habe ich stets Zeit investiert, um meine Beweggründe zu erläutern und dazu ermutigt, Unmut offen zu äußern und Gegenargumente zuzulassen.  Auch wenn die endgültige Entscheidung bei mir lag, ist Diskursbereitschaft wichtig.  

Das Motto unseres 9. Cross-Mentorings lautet „Die nächste Chance ist die Beste!“. Nach welchen Chancen sollten ambitionierte Frauen Ausschau halten? 

Chancen muss man provozieren. Meist sind sie nicht plötzlich da, sondern ergeben sich schrittweise. Neugierde und Lust auf Unbekanntes sind Grundvoraussetzungen, um sie zu entwickeln. Sucht aktiv nach Möglichkeiten Neues auszuprobieren und die eigene Komfortzone zu verlassen. Das ist auch im Alltag möglich und braucht nicht immer die große Veränderung wie z.B. einen Jobwechsel.  

Sie sind als Macherin Teil des Netzwerkes von Female Resources: Was ist der größte Benefit einer Teilnahme am Cross-Mentoring? 

Der Erfahrungsaustausch und das Kennenlernen. Branchenfremde Perspektiven sind oft hilfreicher als das erneute Gespräch mit eigenen Kollegen. Die grundsätzlichen Themen sind häufig die gleichen. Das Netzwerk ist ein geschützter, wertungsfreier Raum, der oft über viele Jahre fortbesteht. Die Kontakte entwickeln sich weiter und gewinnen immer neuen Wert. Ich war früher eher netzwerkscheu, kann aber inzwischen sagen: Es ist weniger Small-Talk und lockerer als man denkt. Traut euch! 

Interviewt von: Mareike Brieger, Netcologne I Simone Seefeldt, Kliniken der Stadt Köln
Annette Limmer
Vertriebsleiterin REWE West