Sprache formt nicht nur unsere Kommunikation, sondern auch unsere Wahrnehmung und gesellschaftliche Realität. Gendergerechte Sprache ist dabei mehr als eine stilistische Frage – sie ist ein zentrales Werkzeug für mehr Gleichberechtigung und Sichtbarkeit aller Geschlechter im beruflichen wie privaten Umfeld.
Wichtige Erkenntnisse
- Sprache beeinflusst nachweislich unser Denken und Handeln – Studien zeigen, dass bei Verwendung des generischen Maskulinums vorwiegend Männer gedanklich repräsentiert werden
- Unternehmen mit gendersensibler Kommunikation verzeichnen eine 23% höhere Bewerberinnenquote und steigern ihre Attraktivität für weibliche Talente
- 89% der DAX-Unternehmen nutzen bereits geschlechtergerechte Sprache in ihrer Unternehmenskommunikation
- Einfache Alternativen wie neutrale Formulierungen („Ansprechperson“ statt „Ansprechpartner“) erhöhen die Sichtbarkeit aller Geschlechter ohne die Lesbarkeit zu beeinträchtigen
- Gendergerechte Sprache ist kein isoliertes Thema, sondern Teil eines umfassenden Kulturwandels für mehr Gleichberechtigung in Unternehmen
Die Macht der Sprache: Wie Worte unser Denken formen
„Die Grenzen der Sprache sind die Grenzen der Gedanken“ – dieses Zitat von Angela Carter verdeutlicht, wie tiefgreifend Sprache unser Denken beeinflusst. Die Art, wie wir sprechen und schreiben, prägt unsere Wahrnehmung der Realität.
Die Debatte um geschlechtergerechte Sprache ist keineswegs neu – sie läuft in Deutschland bereits seit fast 50 Jahren. Wissenschaftliche Studien belegen mittlerweile den Einfluss von Sprache auf unsere Vorstellungswelt. So erhöht beispielsweise die Verwendung des Gendersterns die Assoziation von Frauen in Führungspositionen von 33% auf 44%.
Warum das generische Maskulinum nicht mehr zeitgemäß ist
Klassische Bezeichnungen wie „Kunde“, „Mitarbeiter“ oder „Leser“ gelten in ihrer traditionellen Verwendung als überholt. Der Grund: Frauen werden dabei lediglich „mitgemeint“, aber nicht aktiv sichtbar gemacht. Die feministische Linguistin Luise F. Pusch brachte es pointiert auf den Punkt: „Die deutsche Männersprache versteckt die Frau besser als jede Burka.“
Die mentale Repräsentation beim Sprachverständnis ist entscheidend: Bei Verwendung männlicher Formen werden hauptsächlich Männer assoziiert. Dies bestätigen zahlreiche Studien zur kognitiven Verarbeitung von Sprache. Die Entwicklung verschiedener sprachlicher Lösungen – vom Binnen-I über die Doppelnennung bis zum Gendersternchen – zeigt das Bemühen, einen Kompromiss zwischen Sichtbarkeit und Lesbarkeit zu finden.
Mehr als nur Worte: Der wirtschaftliche Mehrwert gendergerechter Sprache
Gendergerechte Sprache ist nicht nur eine Frage der Wertschätzung, sondern bietet auch konkrete wirtschaftliche Vorteile. Unternehmen, die in ihrer Kommunikation auf geschlechtersensible Formulierungen setzen, verzeichnen eine 23% höhere Bewerberinnenquote. Dies ist besonders relevant angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels und des Wettbewerbs um talentierte Frauen.
Bemerkenswert ist, dass bereits 89% der DAX-Unternehmen den Genderstern oder Doppelnennungen in ihren Karrieretexten verwenden. Die Vorteile einer inklusiven Sprachkultur lassen sich in verschiedenen Bereichen nachweisen:
Interessant ist auch der Zusammenhang zwischen dem Gender Pay Gap (16% in Deutschland) und der sprachlichen Unterrepräsentation. Länder mit genusfreien Sprachen weisen eine 19% höhere Frauenerwerbstätigkeit auf – ein Hinweis darauf, dass Sprache und gesellschaftliche Realität eng verknüpft sind.
Praktische Umsetzungsstrategien für den Alltag
Die Umsetzung gendergerechter Sprache muss nicht kompliziert sein. Es gibt verschiedene praktische Ansätze, die sich leicht in den Unternehmensalltag integrieren lassen:
Strategie | Beispiel | Vorteil |
---|---|---|
Neutrale Formulierungen | „Ansprechperson“ statt „Ansprechpartner“ | Einfach umsetzbar, hohe Akzeptanz |
Beidnennung | „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ | Explizite Sichtbarkeit aller Geschlechter |
Genderstern | „Mitarbeiter*innen“ | Inklusion nicht-binärer Personen |
Die effektivste Strategie ist oft eine Kombination verschiedener Ansätze. Besonders wirksam ist die Verbindung des Gendersterns mit diversitätssensiblen Bildern in der Unternehmenskommunikation. Entgegen mancher Befürchtungen kann geschlechtsneutrale Sprache die Textverständlichkeit sogar um 22% steigern, wenn sie geschickt eingesetzt wird.
Gesellschaftliche Akzeptanz und demografische Unterschiede
Die Debatte um gendergerechte Sprache wird in Deutschland kontrovers geführt. Laut aktuellen Umfragen lehnen 65% der Deutschen geschlechtergerechte Sprache in öffentlichen Kontexten ab. Dabei zeigen sich deutliche demografische Unterschiede:
- 34% der Frauen, aber nur 17% der Männer nutzen aktiv gendergerechte Formulierungen
- 30% Akzeptanz bei 18-34-Jährigen gegenüber nur 18% bei über 65-Jährigen
- Höhere Akzeptanz in akademischen und urbanen Milieus
Ein Blick ins Ausland zeigt interessante Erfolgsbeispiele: In Schweden führte die Einführung des neutralen Pronomens „hen“ zu einem Anstieg des Frauenanteils in der Politik um 15%. Dies unterstreicht, dass sprachliche Veränderungen durchaus gesellschaftliche Wirkung entfalten können.
Von Bewusstsein zu Veränderung: Der Weg zur gendergerechten Kultur
Gendergerechte Sprache ist kein isoliertes Phänomen, sondern Teil eines umfassenden Kulturwandels für mehr Gleichberechtigung. Das Ziel sollte nicht die dogmatische Durchsetzung sprachlicher Regeln sein, sondern die Schaffung eines Bewusstseins für die Wirkung von Sprache auf unsere Vorstellungswelt und unser Verhalten.
Studien belegen: Mädchen halten Berufe für erreichbarer, wenn diese weiblich benannt werden. Dies zeigt, wie wichtig sprachliche Vorbilder für die Entwicklung von Selbstwirksamkeit sind. Bei FEMALE RESOURCES setzen wir daher auf einen pragmatischen Ansatz: Die Haltung ist wichtiger als strikte Formalismen. Bewusstsein schaffen statt Regeln durchsetzen – dieser Ansatz fördert Akzeptanz und nachhaltige Veränderung.
Der Leitfaden der Stadt Köln zur barrierefreien geschlechtergerechten Sprache bietet eine praktische Orientierungshilfe für Unternehmen, die ihre Kommunikation inklusiver gestalten möchten. Langzeitstudien prognostizieren, dass konsequente Gendersensibilität den Frauenanteil in MINT-Berufen bis 2040 um 37% steigern könnte – ein deutlicher Hinweis auf das Potenzial sprachlicher Veränderungen.
Fazit: Kleine Veränderungen, große Wirkung
Gendergerechte Sprache ist mehr als ein Trend – sie ist ein wirksames Instrument für mehr Gleichberechtigung und Vielfalt in Unternehmen. Die Integration inklusiver Sprachformen in die Unternehmenskommunikation signalisiert Wertschätzung, fördert die Identifikation aller Mitarbeiter:innen und stärkt die Attraktivität als Arbeitgeber.
Bei der Umsetzung gilt: Pragmatismus statt Perfektionismus. Jeder Schritt in Richtung einer bewussteren Sprache trägt zum gesellschaftlichen Wandel bei. Wir bei FEMALE RESOURCES unterstützen Unternehmen dabei, geschlechtergerechte Kommunikation als selbstverständlichen Teil ihrer Unternehmenskultur zu etablieren – für eine Arbeitswelt, in der sich alle gesehen und wertgeschätzt fühlen.
Technische Universität Dortmund: Geschlechtergerechte Sprache – Wissenschaftlicher Diskurs
SWR Kultur: Geschlechtergerechte Sprache – Was bringt das Gendern?
Congree: Gendergerechte Sprache – Weniger Emotionen, mehr Fakten