Stagnation bei Frauen in Führungspositionen deutscher Börsenunternehmen 2025

Die Gleichstellung von Frauen in deutschen Unternehmensvorständen stagniert auf niedrigem Niveau. Während der DAX-40 mit einem Frauenanteil von 25,7% noch Fortschritte verzeichnet, bleiben kleinere Börsenindizes deutlich zurück und gefährden die Gesamtentwicklung auf dem Weg zu mehr Geschlechtergerechtigkeit in deutschen Führungsetagen.

Wichtige Erkenntnisse

  • Der Frauenanteil in Vorständen deutscher Börsenunternehmen verharrt bei 19,7 Prozent ohne Veränderung seit September 2024
  • Bei Neubesetzungen ist der Frauenanteil auf nur 18% gesunken – ein deutlicher Rückschritt gegenüber den 48% aus 2022/2023
  • DAX-40 Unternehmen zeigen mit 25,7% Frauenanteil die beste Entwicklung, während MDAX (19,6%) und SDAX (13,8%) zurückfallen
  • Weibliche CEOs und Aufsichtsratsvorsitzende bleiben mit 4,4% bzw. 6,9% eine Seltenheit in den 160 Börsenunternehmen
  • Deutschland erreicht die EU-Vorgabe von 40% Frauen in Aufsichtsräten bis 2026 noch nicht – aktuell stagniert der Anteil bei 37,4%

Die Stagnation in Zahlen: Kaum Bewegung bei Frauen in Vorständen

Die aktuellen Zahlen zum Frauenanteil in den Vorständen deutscher Börsenunternehmen zeichnen ein ernüchterndes Bild. Mit unveränderten 19,7 Prozent seit September 2024 zeigt sich eine deutliche Stagnation. In absoluten Zahlen bedeutet dies: In den 160 deutschen Börsenunternehmen sind derzeit 561 Männer und lediglich 138 Frauen in Vorstandspositionen tätig – nur eine Frau mehr als im vergangenen Herbst.

Besonders alarmierend ist die Entwicklung bei Neubesetzungen von Vorstandspositionen. Der Frauenanteil ist hier auf 18 Prozent gesunken, was bedeutet, dass von 49 neu besetzten Positionen lediglich 9 mit Frauen besetzt wurden. Dies stellt einen massiven Rückschritt gegenüber den Jahren 2022/2023 dar, als der Frauenanteil bei Neubesetzungen noch bei beachtlichen 48 Prozent lag.

DAX-40 als Vorreiter: Leichter Fortschritt bei den Großkonzernen

Innerhalb der deutschen Börsenlandschaft zeigen sich deutliche Unterschiede. Die DAX-40 Unternehmen erweisen sich als positive Ausreißer mit einem Anstieg des Frauenanteils auf 25,7 Prozent – ein Zuwachs von 1,0 Prozentpunkten seit September 2024. Dies entspricht 66 mit Frauen besetzten Vorstandsposten.

Besonders hervorzuheben sind acht DAX-Unternehmen, die mit drei oder mehr Frauen im Vorstand eine überdurchschnittliche Repräsentanz aufweisen:

  • Allianz
  • Airbus
  • Beiersdorf
  • Commerzbank
  • Deutsche Telekom
  • Hannover Rück
  • Merck
  • Mercedes Benz

Allerdings bleibt die Porsche Holding als einziger DAX-Konzern ohne Frau im Vorstand. Positiv zu vermerken ist, dass drei DAX-Konzerne von Frauen geführt werden: die Commerzbank, Daimler Truck und Merck. Diese Entwicklung zeigt, dass Gender-Management als Wettbewerbsvorteil von führenden Unternehmen zunehmend erkannt wird.

Implementierungslücke: Kleinere Börsenindizes fallen zurück

Während der DAX-40 zumindest moderate Fortschritte verzeichnet, offenbart sich bei den kleineren Börsenindizes eine besorgniserregende Entwicklung:

Börsenindex Frauenanteil Veränderung
DAX-40 25,7% +1,0 Prozentpunkte
MDAX 19,6% +0,1 Prozentpunkte
SDAX 13,8% -1,0 Prozentpunkte

Diese Zahlen verdeutlichen eine erhebliche Implementierungslücke zwischen großen und kleineren börsennotierten Unternehmen. Der Abstand von fast 12 Prozentpunkten zwischen DAX und SDAX zeigt, dass die Gleichstellungsbemühungen in kleineren Unternehmen deutlich hinterherhinken. Eine positive Ausnahme im SDAX bildet Springer Nature mit drei Frauen im Vorstand.

Führungsspitzen bleiben männlich dominiert

Besonders deutlich wird die Unterrepräsentation von Frauen in den absoluten Spitzenpositionen der deutschen Wirtschaft. Nur 7 von 160 Unternehmen (4,4%) werden von einer Frau als CEO geführt:

  • CEWE
  • Commerzbank
  • Daimler Truck
  • Fresenius Medical Care
  • Merck
  • TAG Immobilien
  • PVA TePla

Ähnlich niedrig ist der Anteil weiblicher Aufsichtsratsvorsitzender: Nur 11 von 160 Unternehmen (6,9%) haben eine Frau an der Spitze des Kontrollgremiums. Diese Zahlen verdeutlichen, dass trotz steigender Gesamtrepräsentanz von Frauen in Führungsgremien die Machtzentren weiterhin fest in männlicher Hand bleiben.

Aufsichtsräte: Minimaler Fortschritt auf dem Weg zur EU-Quote

Bei den Aufsichtsräten zeigt sich mit einem Frauenanteil von 37,4% ebenfalls eine Stagnation. Der minimale Anstieg um 0,4 Prozentpunkte seit September 2024 entspricht in absoluten Zahlen 1099 Männern und 657 Frauen in den Kontrollgremien – drei Frauen und 24 Männer weniger als im vergangenen Herbst.

Auch hier zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Börsenindizes:

Der deutliche Rückgang im MDAX um 2,0 Prozentpunkte ist ein besonders alarmierendes Signal. Mit Blick auf die EU-Vorgabe von 40% Frauen in Aufsichtsräten bis Juni 2026 ist Deutschland insgesamt noch nicht am Ziel, wobei der DAX-40 mit 39,8% immerhin knapp darunter liegt.

Internationale Einordnung: Deutschland verliert an Boden

Im europäischen Vergleich fällt Deutschland durch die asymmetrische Entwicklung zwischen den verschiedenen Börsenindizes zurück. Während die DAX-40 Unternehmen noch annähernd mit den europäischen Spitzenreitern mithalten können, liegen die mittleren und kleineren Börsenunternehmen deutlich unter dem europäischen Durchschnitt.

Diese Disparität schwächt die deutsche Gesamtbilanz in internationalen Rankings und führt dazu, dass Deutschland bei der Geschlechtergleichstellung in Führungspositionen hinter Länder wie Frankreich, Norwegen oder Schweden zurückfällt. Hier zeigt sich, dass Initiativen mit Frauen in Führung weiter intensiviert werden müssen.

Handlungsempfehlungen für nachhaltige Veränderung

Um die Stagnation zu überwinden und eine nachhaltige Veränderung in der Geschlechterverteilung deutscher Führungsetagen zu erreichen, sind konkrete Maßnahmen erforderlich:

  1. Verbindliche Zielvorgaben mit jährlichen Meilensteinen für alle Unternehmensebenen
  2. Transparente Rekrutierungsprozesse und Aufbau diverser Kandidat:innenpools
  3. Gezielte Förderung weiblicher Führungskräfte durch strukturierte Mentoring-Programme
  4. Erweiterung der gesetzlichen Quotenregelung auf kleinere Börsenunternehmen
  5. Aktives Fluktuationsmanagement zur Verhinderung überproportionaler Abgänge von Frauen

Der stagnierende Frauenanteil in deutschen Führungsetagen verdeutlicht, dass es ohne kontinuierlichen Druck und verbindliche Regeln kaum Fortschritte gibt. Freiwillige Selbstverpflichtungen allein haben sich als unzureichend erwiesen. Für eine zukunftsfähige und wettbewerbsstarke deutsche Wirtschaft ist die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in Führungspositionen kein Nice-to-have, sondern ein wirtschaftlicher Erfolgsfaktor.

tagesschau.de – Frauen in DAX-Vorständen
handelsblatt.com – Frauenanteil in DAX-Aufsichtsräten 2025 erstmals rückläufig
allbright-stiftung.de – Der AllBright Herbstbericht 2024 ist da
AllBright-Frauentag-2025-END.pdf
allbright-stiftung.de – Zwischenstand: Stillstand beim Frauenanteil in Vorständen und Aufsichtsräten

 

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