Sie sind zur Zeit die einzige Zentralbereichsleiterin bei der Kreissparkasse Köln. Alle anderen Zentralbereiche werden von Männern geführt. Wie fühlt sich das an?
Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt. Schon immer waren weniger Frauen in Führungspositionen und die Frauen, die sozusagen mit mir den Weg gegangen sind, sind über die Jahre immer die gleichen geblieben. In der nächsten Führungsebene sind inzwischen zum Glück einige Frauen hinzugekommen.
Natürlich hatte ich manchmal das Gefühl, mehr kämpfen zu müssen. In solchen Situationen ist es besonders hilfreich, einerseits kompetent und andererseits in der Sache auf dem Punkt zu sein. Man muss dann selbstbewusst nach vorne gehen und darf dem Impuls, sich verstecken zu wollen, nicht nachgeben.
Dies gilt auch im direkten Dialog. Ich habe die Kollegen offen und in Einzelgesprächen darauf angesprochen, wenn ich die Zusammenarbeit als schwierig empfunden habe. Allein diese Gespräche klären Grenzen und waren oft der erste Schritt zu einer Zusammenarbeit auf Augenhöhe.
Als Personalchefin haben Sie viel mit Menschen zu tun und Einfluss auf Personalentscheidungen oder Personalförderung. Was geben Sie jungen, engagierten Mitarbeiterinnen mit auf den Weg oder was können Frauen, die noch etwas erreichen wollen, von Ihnen lernen?
Ich glaube, man muss sich selber treu bleiben, sonst wird’s schwer. Frauen müssen viel mutiger dazu stehen, was sie sich zutrauen und können, anstatt danach zu schauen, was schwierig ist. Sich zu verbiegen oder zu versuchen, zu sein wie die Männer, macht einen im Zweifel nur schlechter. Es geht nur, wenn es in einem ist und man es wirklich will. Dann kann man es natürlich üben und ausbauen.
Tatsächlich muss man den größten Teil des Weges alleine gehen. Ganz wichtig ist dabei, dass das persönliche Umfeld stimmt. Man sollte Menschen um sich haben, die an einen glauben, die einen nach vorne bringen, die sagen „Hör mal, davon kannst du dich jetzt unmöglich ins Bockshorn jagen lassen. Du weißt doch, wer du bist und wofür du stehst und jetzt steh auf und geh‘ weiter!“ Mit jungen Mitarbeiterinnen ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oft Thema. Ich rate immer dazu, sich über sein persönliches Umfeld bewusst zu werden und mit dem Partner, der im Zweifel dann selber zurückstecken muss, zu sprechen. Sich zum Beispiel ständig zwischen dem Job und den eigenen Kindern entscheiden zu müssen, zerreißt jede Mutter irgendwann. Im Übrigen gibt es auch Beispiele, bei denen eine späte Karriere (also nach den Kindern) sehr erfolgreich war. Auch das ist eine Möglichkeit, denn die Kinder werden irgendwann flügge und so ein Arbeitsleben dauert schließlich rund 45 Jahre.
Man hört immer, dass Netzwerken so wichtig ist. Was für eine Bedeutung hat das Netzwerken, was zeichnet das Macherinnen-Netzwerk aus und warum ist das wichtig für Frauen in Führung?
Ein Netzwerk ist immer wichtig. Ohne ein Netzwerk werden Sie nie entscheidende Themen voran bringen können. Oft brauchen Sie andere Expertisen. Für jedes Thema ist es eine andere Koalition, die Sie eingehen müssen und die Sie vorwärts bringt. Das macht für mich ein Inhouse-Netzwerk aus. Im Außen ist das Netzwerk ganz entscheidend für das Marketing. Die Menschen finden nicht das Unternehmen toll, für das Sie arbeiten, sondern Sie als Person. Und das macht es Frauen oft leichter. Sie werden eher „umworben“ und weniger als Konkurrenz empfunden. Zum Netzwerken kann das außerordentlich nützlich sein und es ist auch völlig ok, sich das zu Nutze zu machen.
Das Macherinnen-Netzwerk ist ein sehr hochwertiges und vielfältiges Netzwerk. Gerade das Thema Frauenförderung ist nicht leicht voranzubringen. Hierzu in einen Austausch zu kommen und zu sehen, was andere Unternehmen für Ideen haben, ist extrem wertvoll. Wie platziere ich mein Unternehmen bei Karriere-Frauen? Was machen international tätige Unternehmen anders? Bei welchen Themen sind diese weiter und was können wir davon lernen? Das alles kann nur den eigenen Horizont erweitern.