Die Luftverkehr- und Tourismusbranche sind durch die Corona-Krise schwer getroffen. Sie wechseln mitten in dieser Krise Ihren Job, bleiben aber weiterhin dieser zu diesem Zeitpunkt gebeutelten Branche treu. Was hat Sie zu diesem mutigen Schritt motiviert?
Die beiden Berufsfelder, in denen ich schon tätig gewesen bin und für die ich auch eine Leidenschaft habe, hier in EINER Position vorzufinden. Und obwohl ich von mir nicht sagen würde, dass ich Kerosin im Blut habe, kann auch ich mich der Faszination des Airline Business nicht entziehen. Nicht wegen des Fliegens an sich, sondern weil es immer schön ist, zu sehen, wie wir Menschen und Wirtschaften miteinander verbinden. Kaum jemand kann sich vermutlich dem Flair eines Flughafens und der Emotionen in der Ankunftshalle entziehen. Meine Entscheidung stand bereits vor der Krise fest und wurde durch sie auch nicht geändert.
Welche (neuen/nicht absehbaren) Herausforderungen sind durch die Krise für Sie hinzugekommen und wie Sie sind diese angegangen?
Ich habe in den letzten 1,5 Jahren so viel gelernt, wie in den letzten 20 Berufsjahren nicht. Neben den fachlichen Themen wie Kurzarbeit und neuen Arbeitsschutzverordnungen war die größte Herausforderung aber, Entscheidungen in absoluter Unsicherheit treffen zu müssen. Ohne klare Fakten und sichere Prognosen. Das sind Skills, die man nicht aus Büchern lernt, da braucht man Mut, ein starkes Team und eine „Can Do“-Mentalität. Wir waren ein völlig neues Team und mussten uns jetzt einfach vertrauen – und das hat uns sehr zusammengeschweißt.
Was ich auch gelernt habe, ist ein Perspektivenwechsel: diese Situation ist keine Bürde, sondern eine Chance, um Dinge auszuprobieren. Man kann seinen Weg dadurch finden und den Verlauf prägen.
Was freuen Sie sich anpacken und umsetzen zu können, wenn dieser Sonderzustand der Pandemie zumindest soweit unter Kontrolle ist, dass wieder ein geregelteres Arbeitsleben stattfinden kann?
Die Eurowings ist ein Unternehmen, das viele Mitarbeitende aus anderen, übernommenen Airlines beschäftigt. Bisher haben wir es nicht geschafft, eine gemeinsame Kultur zu finden. Ich denke auch nicht, dass wir die Herkunft dieser Mitarbeitenden überschreiben sollen. Sondern wir müssen eine gemeinsame Identität finden, so, wie vielleicht in New York, wo Menschen von überall herkommen, ihre Wurzeln nicht vergessen und dennoch stolz sind, New Yorker:in zu sein. Und das schafft man nur mit persönlichen Kontakten und nicht per Videokonferenzen. Ich freue mich alle endlich persönlich kennenzulernen, inklusive meinem Team. Ich brenne echt darauf, loszulegen.
Abschließend wäre es schön, wenn wir von Ihnen noch ein Zitat dazu bekommen könnten, was eine Frau in einem bislang von Männern dominierten Umfeld wie der Luftfahrt mitbringen muss, um sich durchzusetzen und Karriere zu machen.
Versucht nicht, die besseren Männer zu sein. Überdenkt Eure Zurückhaltung, aber bleibt Frauen.