Du bist Mitglied des ExCom, der höchsten Entscheider-Ebene bei Ströer. Auf was führst Du zurück, dass Du diese Position erreicht hast und erfolgreich Dinge bewegen kannst?
Ehrlicherweise hatte ich keine Vorstellung davon, wie meine Karriere mal aussehen kann. Aber von Anfang an gab es Dinge, die für mich wichtig waren und heute noch immer wichtig sind: neugierig sein, Dinge von allen Seiten zu betrachten und mir bei Aufgaben (auch wenn sie mal nicht so spannend sind) zu überlegen, warum, wieso, weshalb und was geht besser. Wissbegierig sein, mit Themen überzeugen und Ergebnisse liefern. Mit Menschen zu arbeiten. Ich stehe für kreative – manchmal verrückte – Ideen, neue Impulse und deren Umsetzung. Verlässlichkeit und Verbindlichkeit sind für mich sehr relevant. Zutrauen und Vertrauen ist ein wichtiger Faktor, auch mehr machen zu dürfen und mehr Verantwortung zu meistern. Es gibt immer ein „Mächtespiel“. Die Kunst ist es, dies als Spiel zu begreifen und mit Können, Humor, Witz und Souveränität aufzunehmen. Zickenterror oder besserwisserische Attitüden führen genauso wenig zu Ergebnissen wie Machogehabe.
Welche Tipps hast Du, sich in einer männerdominierten Entscheider-Ebene durchzusetzen? Inwieweit musstest Du dazu Dein Verhalten oder Auftreten auf dem Weg Deiner Karriere verändern?
Es gibt einen guten Tipp: Sei Du selbst. Ich finde, wir Frauen sind Frauen und sollen auch Frau bleiben. Die Geschlechter auf der Welt teilen sich ca. 50/50 auf. Wenn wir Kunden haben, dann wird die Verteilung wahrscheinlich ähnlich sein. Glauben wir wirklich, dass eine Gruppe von Männern oder eine Gruppe von Frauen gute Entscheidungen treffen, was diese Kunden benötigen? Ich sehe generell einen Vorteil darin in Teams eine größtmögliche Vielfalt zu gewährleisten. Es gibt einen tollen Spruch den man dem österreichischen Philosophen Paul Watzlawick nachsagt: „Wenn Du immer wieder das tust, was Du immer schon getan hast, dann wirst Du immer wieder das bekommen, was Du immer schon bekommen hast. Wenn Du etwas Anderes haben willst, musst Du etwas Anderes tun.“ Dieses Andere kommt in diversen Teams viel schneller ans Tageslicht als in konformen Teams. Weitere Tipps wären: Habt eine Meinung und vertretet diese. Vertretet auch die Leistung, die Ihr erbringt. Achtet darauf, dass Eure Themen klar, strukturiert und eindeutig formuliert sind. Habt eine Meinung und vermeidet Phrasen wie z.B. „Vielleicht könnten wir ja…“, „Es fühlt sich nicht gut an…“ Bleibt in Eurer Tonhöhe und werdet nicht schrill. Seid nicht launig. Ergreift Eure Chancen. Aber bitte bleibt Frau, und seid einfach gut!
Was sind die 3 wichtigsten Eigenschaften, Entscheidungen oder Momente, die Dich erfolgreich gemacht haben?
Die erste wahrscheinlich: Jeden Tag daran denken, wie ich etwas verbessern kann, und es auch dann tun. Frei nach dem Motto „Geht nicht, gibt’s nicht“. Aber insbesondere mit Menschen arbeiten. Das treibt mich an und macht mir Spaß. Es freut und motiviert mich, wenn Teams funktionieren und ich bei der Optimierung der Ergebnisse mithelfen kann und durch neue Impulse etwas bewegen kann.
Wie hast Du es geschafft Familie, Partnerschaft & Privatleben mit dem Karriereweg zu vereinbaren? Welche Tipps hast Du, um eine Balance zu schaffen und dennoch die Karriere weiter zu verfolgen?
Ich arbeite sehr gerne und häufig auch sehr viel. Doch es funktioniert nur deswegen gut, da mein Mann ein echter emanzipierter Partner ist und wir Aufgaben selbstverständlich aufteilen. Dabei haben wir auch Aufgaben abgegeben und auch ohne schlechtes Gewissen externe Hilfe in Anspruch genommen, um die wenige private Zeit, die wir hatten, auch für uns und die Familie wertvoll zu nutzen. Es gibt Vorteile dabei: Meine Kinder haben durch externe Betreuung eine große Vielfalt erlebt. Wichtig ist allerdings: Wenn ich da war, war ich für sie da! Es ist auch klar, dass Prioritäten in der Familie – Geburtstage z.B. – echte Prioritäten sind. Wenn meine Kinder oder mein Mann Geburtstag oder einen „großen Tag“ haben, dann bin ich da und nicht woanders.