Seit Oktober 1997 sind Sie Justiziarin im WDR. War das immer schon Ihr Karriereziel?
Nein, ich habe Jura studiert, weil ich Richterin werden wollte. Ich hatte vor zu promovieren und durch das Thema der Arbeit bin ich zum Süddeutschen Rundfunk gekommen als Referentin der damaligen Justiziarin. Bei ihr habe ich gesehen, dass es möglich ist, eine Führungsaufgabe als Frau mit Familie gut und erfolgreich zu machen. Das hat mich sehr beeindruckt.
War sie Ihre Mentorin?
Genau, das war für mich der große Glücksfall. Sie hat mir das Vertrauen gegeben, dass ich die Aufgaben, die sie mir übertragen hat, erfüllen kann. Sie hat an mich geglaubt und mir die Möglichkeit gegeben, meinen eigenen Stil zu entwickeln. Ich bemühe mich sehr, in meinem Team den Frauen auch diese Unterstützung zu geben. Eine Beobachtung ist, dass Frauen vielfach inhaltlich qualitativ besser sind, aber Männer sich oftmals besser verkaufen.
Woran liegt es, dass wir Frauen dieses Selfmarketing nicht gut können?
Ich selbst dachte auch immer, dass, wenn man eine Sache gut gemacht hat, darüber reden und Marketing gar nicht notwendig sind. Das ist falsch, heute sage ich: „Macht nicht nur gute Arbeit, sondern steht auf und redet darüber. Und wenn andere ihre tollen Leistungen loben, dann tönt bitte noch einen Ton lauter.“
Jetzt ist die Geschäftsleitung paritätisch besetzt, und über 35% der Führungskräfte im WDR sind weiblich. Gibt es im WDR speziell für Frauen Führungsseminare?
Es gibt ein internes Mentoringprogramm. In den technischen Bereichen gibt’s besondere Anstrengungen, weibliche Führungskräfte zu entwickeln und wir erhoffen uns auch, aus dem Bündnis neue Ideen und Anregungen zu bekommen. Alle Unternehmen haben festgestellt, dass Frauen eine Bereicherung sind. Sie haben in der Regel eine bessere soziale Kompetenz. Die meisten Frauen sind belastbarer und trotzdem ausgeglichener.
Ihr Arbeitstag ist sicher nicht nach acht Stunden zu Ende. Können Sie noch abschalten?
Ja, aber das habe ich mir hart erarbeiten müssen. Ich habe festgestellt, wenn ich dies nicht schaffe, dass das Leben dann nur noch aus Arbeit besteht, Freundschaften und Interessen auf der Strecke bleiben. Das darf nicht sein. Ich mache regelmäßig Sport, um Stress abzubauen. Und ich beginne den Tag mit Klavierspielen. Dadurch habe ich eine Zufriedenheit erreicht, die man nicht durch den beruflichen Erfolg bekommt.
Ist das Ihr Erfolgsrezept? Spaß und Zufriedenheit bei der Arbeit?
Ja, ich nehme meinen Beruf sehr ernst und er macht mir Spaß! Dazu gehört auch, dass ich in einem Direktorium bin, in dem ich gut angenommen bin und mich gut aufgehoben fühle. Ich kann mich einbringen und es sind Menschen, mit denen ich gerne arbeite. Und: hier im Justiziariat habe ich ein ganz tolles Team, auf das ich mich jeden Tag freue!