Du hast eine beeindruckende Karriere im Zurich Konzern gemacht und warst vorher viele Jahre bei Unilever tätig. An was denkst du besonders gerne zurück, wenn du an deine berufliche Laufbahn denkst? Würdest du alles genauso wieder machen?
Ich hatte das Glück in zwei komplett unterschiedlichen Branchen zu arbeiten: in der Lebensmittel- und Versicherungsindustrie. Das Lernspektrum war für mich faszinierend und die Tatsache, dass die strategischen Ansatzpunkte komplett anders sind. Das würde ich immer wieder machen.
Zudem hatte ich das Privileg in unterschiedlichen Ländern zu leben und zu arbeiten, so zum Beispiel in Schweden, den Niederlanden und in Ungarn. Ich habe viele Kulturen, andere Arbeitsweisen und Führungsstile erlebt und dadurch meinen Horizont erweitert. Meine Kinder waren zum Teil dabei und sind dadurch auch sehr kosmopolitisch aufgewachsen.
Dein Zitat lautet: „Das Ziel des „Frauen in Führung“-Managements ist es auch, auf die zahlreichen unbewusst wirkenden Vorurteile aufmerksam zu machen, die unser Miteinander in Unternehmen, aber auch zu Hause prägen. Durch einen bewussteren Umgang ist die Basis gelegt, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen.“ Was bedeutet diese Aussage für dich?
Jeder hat Vorurteile, bewusst oder unbewusst. Und es ist bestätigt und nachvollziehbar, dass Menschen sich wohler fühlen mit Personen, die ihnen ähnlich sind. Dies kann man zum Beispiel in der Allbright Studie nachlesen, die aufzeigt, dass deutsche Vorstände homogen sind – sich also in Alter, Geschlecht, Herkunft und Ausbildung stark ähneln. Menschen, die anders sind als man selbst, müssen mehr Hürden überwinden. Die Hypothese: Es bestehen bewusst oder unbewusst Vorurteile, wenn Frauen in Top Jobs eingestellt werden sollen. Sich dessen bewusst zu machen, ist nicht immer so einfach.
Deine Tätigkeiten bei der Zurich beschäftigten bzw. beschäftigen sich immer stark mit der Kundensicht, also vor allem der Kundenanalyse, – zufriedenheit und dem -erhalt. Wie schaffst du es, mit diesen Zielen, deine Mitarbeitenden gut zu führen und die Mitarbeitenden-Sicht nicht zu vernachlässigen?
Einer unserer strategischen Säulen ist der Fokus auf unsere Kunden. Aber eins steht fest: ohne zufriedene Mitarbeiter geht dieser Plan nicht auf. Wir haben neben einer Kennzahl für unsere Kundenzufriedenheit auch eine für unsere Mitarbeiterzufriedenheit eingeführt. Wir machen regelmäßige Befragungen und haben eine offene Feedbackkultur, in der viel miteinander geredet wird. Wichtig ist es auch, seine Mitarbeiter gut zu kennen und individuell auf sie einzugehen – zum Beispiel, ob sie eher intro- oder extrovertiert sind. Dafür sehe ich auch unsere offenen Workspaces als einen großen Vorteil. Es ist einfacher, auf Kollegen zuzugehen und sich auszutauschen.
Du hast während Deiner Karriere viele Fokusthemen im Bereich Marketing betreut – Wie wichtig findest Du Selbstmarketing und was sollte dabei beachtet werden?
Selbstmarketing ist wichtig – gerade bei Frauen, die oft eher zurückhaltender sind als ihre männlichen Kollegen. Dabei muss man sich über folgende Fragen klarwerden: Warum will ich das machen und wen will ich erreichen?
Es hilft, sich selbst als Marke zu verstehen, die man beschreiben und aufbauen muss. Also, was sind meine USPs (Anm. der Redaktion: „unique selling points“, Begriff aus dem Marketing) und wie möchte ich mich damit positionieren?
Darüber hinaus halte ich es für wichtig, dass man eine positive Ausstrahlung hat und lösungsorientiert denkt. Das heißt aber nicht, dass man immer nett sein muss! Wenn es angebracht ist, muss man auch schon mal tough sein können und dafür eventuell das eigene Harmoniebedürfnis hintenanstellen. Das ist gerade für Frauen manchmal nicht so leicht. Und noch ein Thema, das wichtig ist: Lob annehmen und Erfolg feiern.