Der Bereich Medizin wird nach wie vor von Männern dominiert. Welche Eigenschaften haben Ihnen geholfen sich in dieser Männerdomäne durchzusetzen?
Es ist erfreulich, wie sich der Bereich Medizin wandelt und insgesamt weiblicher wird. Aber je höher Sie auf der Karriereleiter schauen, desto weniger Frauen sind dort repräsentiert. Was mir auf meinem beruflichen Weg bestimmt geholfen hat, waren konkrete Ziele. Ich wusste, dass ich gestalten und entscheiden möchte, und mir war klar, dass dafür bestimmte Karriereschritte erforderlich sind und ich diese auch nehmen möchte. Außerdem habe ich diese konkreten Ziele auch regelmäßig geäußert. So habe ich meinem damaligen Chef früh signalisiert, dass ich die Voraussetzungen zur Oberärztin erfülle und diese Position auch bekleiden möchte, und bin von diesem Ziel auch nicht zurückgewichen, als ich schwanger war.
Wie aktiv haben Sie in der Vergangenheit, aber auch aktuell, bewusst eine Karriereplanung verfolgt?
Obwohl Veränderungen spürbar sind, ist die Medizin nach wie vor sehr hierarchisch gegliedert. Sie müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllen, um sich für bestimmte Karriereschritte zu positionieren. Diese Voraussetzungen zu erreichen habe ich sorgfältig geplant und umgesetzt, was mir leichtfiel, da diese meinen Interessengebieten entsprachen. Ich weiß, dass ich wahnsinniges Glück hatte, mir aussuchen zu dürfen, was ich beruflich machen wollte. Ich bin dafür sehr dankbar und war daher auch immer bereit, viel zu geben und meine Karriereplanung zu verfolgen.
Was würden Sie anderen Frauen raten, die wegen der Vereinbarkeit von Familie & Beruf zögern Karriere zu machen?
Am wichtigsten ist, dass man an seinen Zielen festhält und auch in schwierigen Zeiten an diese glaubt. Frauen haben einen hohen Anspruch an sich, der sie zögern lässt, und sie schätzen sich meines Erachtens meist schlechter ein als sie sind und trauen sich weniger zu. „Einfach mal machen“, wäre hier mein Rat. Ich würde empfehlen, sich voll auf die Karriere einzulassen und den Willen zur Karriere zu zeigen. Man sollte sich nicht von einer in der Zukunft liegenden Familienplanung schon im Vorfeld einschränken lassen. Ergänzend zu allem ist es absolut empfehlenswert, Kontakte zu pflegen, sich zu vernetzen, Stichwort Frauennetzwerk, und sich Vorbilder zu suchen.