Prof. Dr. Caroline Volkmann

Haben Sie Situationen erlebt in Ihrem Werdegang, in denen sie sich selbst benachteiligt gefühlt haben aufgrund von Geschlechterrollen?

Es gab vereinzelt solche Situationen, die ich auf die gesellschaftliche Kultur und die Generationenfragen zurückführen würde. Hinzu kommt, dass nicht alle Frauen, Männer und Unternehmenskulturen gleich sind und es individuelle Führungsstile gibt, die dazu führen, dass Benachteiligungen entstehen. Grundsätzlich denke ich, dass Frauen mehr einfordern müssen. Dazu gehört es auch manchmal, präsent bzw. laut zu sein und sich durchzusetzen. Ich habe schon den Eindruck, dass Frauen teilweise immer noch lernen müssen auf ihre eigene Fachkompetenz zu vertrauen und ihren Wert auch einzufordern, wo es erforderlich ist.

Auf welche Werte legen Sie bei Ihrem Führungsstil wert?

Aus meiner bisherigen Erfahrung kann ich sagen, dass mir Augenhöhe, Wertschätzung, Respekt, Transparenz, Kommunikation und Feedback wichtig sind. Flache Hierarchien tragen dazu bei, dass sich diese Werte entfalten können. Dabei kommt es auf Kleinigkeiten im Alltag an, wie zum Beispiel, dass Jahresgespräche mit Mitarbeitenden nicht ständig verschoben werden, weil andere, vermeintlich wichtigere Termine dazwischenkommen. Auch den fachlichen Austausch innerhalb von Diskussionsrunden finde ich bereichernd, damit die Perspektiven der Mitarbeitenden eingebracht werden können. In diesem Zusammenhang lege ich Wert darauf, dass die Aufgaben so an die Mitarbeitenden delegiert werden, dass sie diese in Eigenverantwortung wahrnehmen können. Natürlich ist es Aufgabe der Führungskraft, letztlich Entscheidungen zu treffen und sie durchzusetzen. Innerhalb der klar definierten Rollen sollte eine Führungskraft Mitarbeitende ernst nehmen und immer ein offenes Ohr für sie haben. Auch sollte man sich ausreichend Zeit für individuelles Feedback nehmen, was im stressigen Arbeitsalltag oft unbemerkt untergehen kann.

Wie nehmen Sie selbst Frauen in Führungspositionen wahr?

Ich hatte das Glück, dass ich immer Frauen um mich herum hatte, die Potentiale erkannt und gefördert haben. Es ist gut und wichtig, dass wir Frauen uns gegenseitig unterstützen, dass wir das Gespräch suchen und eigene Erfahrungen weitergeben. Weibliche Potenziale sind leider häufig verborgen. Dann kommt gegebenenfalls noch eine Familie dazu, um die sich traditionell die Frau kümmert und sich in der Regel zurückstellt. Selbstverständlich muss nicht jede Frau Karriere machen und das ist auch gut so. Wichtig ist, dass die Rahmenbedingungen für Gleichberechtigung sorgen und man sich bewusst gegen tradierte Rollenbilder entscheiden kann. Zum Glück leben wir in einer modernen Demokratie mit vielen Möglichkeiten, in vielen Ländern haben es Frauen so deutlich schwerer. Wo Potenziale vorhanden und erkannt werden gibt es teilweise aber immer noch Luft nach oben. Deswegen freut es mich, dass es dieses Netzwerk gibt, indem dieses Bewusstsein geschärft wird und Frauen sich vernetzten und unterstützen können.

Interviewt von: Christina Schamp, WDR I Anke Pätzold, Ströer
Prof. Dr. Caroline Volkmann
Juristische Direktorin im Topsharing-Tandem