In welcher Situation mussten Sie sich gegen Männer mit vergleichbarer Qualifikation behaupten? Bitte beziehen sie sich in ihrer Antwort auf die Erfahrung mit Gender-Klischees, inwieweit sie für Sie eine Rolle gespielt haben und beschreiben Sie, wie sie sich in diesen Situationen gefühlt haben?!
Das ist ganz einfach zu beantworten: Noch nie!
„Der Weg ist das Ziel“, oder hatten Sie ihr Ziel klar definiert? Bitte gehen Sie auf Höhen und Tiefen ein, die Ihre Entscheidungen beeinflusst haben und benennen Sie, was Sie heute ggf. anders machen würden.
Ich bin ein Jahrgang 64 und habe 1983 Abitur gemacht. In der Zeit war man noch sehr fremdbestimmt von den Eltern. Das erhoffte Lehramtsstudium war nicht erwünscht, stattdessen habe ich eine Banklehre gemacht. Über meinen damaligen Freund kam ich dann auf Pharmazie. Ich habe mich durch dieses Studium gebissen, meine Approbation bekommen und war dann Apothekerin. Ich hatte nebenbei schon sehr lange und auch während des Studiums im Krankenhaus Holweide gearbeitet. Im September 1991 habe ich dann bei den Kliniken der Stadt Köln als Apothekerin angefangen und bin seitdem hier. Ich habe im Laufe der Jahrzehnte in fast allen Bereichen der Apotheke gearbeitet.
Mein Werdegang war nie zielgerichtet auf die Position, die ich heute ausfülle. Für mich war mein Beruf immer Mittel zum Zweck. Ich bekomme ein gutes Gehalt und dafür liefere ich eine gute Leistung. Mein Fokus lag immer auf der Familie. In der Zeit bei den Kliniken habe ich meine Doktorarbeit geschrieben, ein Haus gebaut, ich habe 2 Kinder bekommen und abwechselnd mit meinem Mann in Voll- oder Teilzeit gearbeitet.
Seit 2014 arbeite ich wieder in Vollzeit, weil mein Mann in Teilzeit das noch im Haushalt lebende Kind versorgt. 2014 habe ich die stellvertretende Leitung der Apotheke übernommen, 2018 die Leitung. Beruflich kommt es jetzt eigentlich dem am nächsten, was ich eigentlich bin – ein Organisator und Kommunikator mit Freude an der Personalführung und weniger Pharmazeut. Die Entscheidung war somit richtig. Aber es ist nicht so, dass ich einen Karriereweg aktiv verfolgt habe. Für mich stand immer Disziplin im Vordergrund und der Wille, die Arbeit bestmöglich zu erfüllen. Das hat mich im Laufe der Jahre mit zu der Führungskraft geformt, die ich heute bin.
Sie sind eine erfolgreiche Frau, die das Leben mit Kind und erfolgreichem Mann unter einen Hut bekommt, welche Eigenschaften mussten Sie dafür mitbringen oder erlernen und welche Emotion löst diese Aussage bei Ihnen aus?
Mein Mann hat den beruflichen Erfolg immer für die Familie hintangestellt. Er hält mir auch heute den Rücken frei für die Berufsausübung in der Führungsaufgabe. Für mich war maximal wichtig, dass unsere Kinder mit einem Elternteil zu Hause aufwachsen. Und wenn mein Mann nicht diese Verantwortung mit übernommen hätte, wäre ich wohl erst jetzt, wo unser Jüngster 18 Jahre alt wird, wieder in die Vollzeit übergegangen und hätte keine Leitungsposition übernommen. Ich wünsche allen Frauen, die eine Karriere anstreben, „moderne“ kompromissbereite Partner (w/m/d)!