Bettina Mötting

Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, würde ich die gleichen Fehler machen. Aber ein bisschen früher, damit ich mehr davon habe. (Marlene Dietrich)

Frau Mötting, wie wurden Sie zu der, die Sie heute sind?

Mir war ein ehrliches, offenes Feedback immer sehr wichtig. Außerdem stelle ich mich stets Herausforderungen, auch wenn es oftmals eine harte Schule ist. Auch beobachte ich gerne Menschen und schaue mir einiges ab. Man muss das Rad ja nicht immer neu erfinden. Diese Fähigkeit macht auch heute noch einiges leichter. Wenn ich so auf mein Berufsleben schaue, habe ich die stärksten Entwicklungen durch Feedback und auch das Lernen aus Fehlern gemacht. Fehler passieren jedem und oft absolut unabsichtlich. Das Lernen daraus hat mich wirklich unheimlich geprägt.

Welche Ihrer Entscheidung hat Ihre berufliche Karriere am meisten beeinflusst?

Mit Mitte zwanzig bewarb ich mich für einen Lehrgang bei der Stadt Köln für potentielle Führungskräfte und wurde als eine der Jüngsten angenommen. Dieser einjährige Lehrgang war schon eine Wende in meinem Berufsleben. Dort bekam ich viel Feedback, Führungskräfteschulungen, den Blick über den Tellerrand und vor allem baute sich ein Netzwerk auf, welches heute noch funktioniert. Ich wurde sichtbar! Ein zweiter wichtiger Schritt war kurz nach der Geburt meines Sohnes sicherlich auch die Übernahme einer verantwortungsvollen Führungstätigkeit in Teilzeit. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wurde zur Herausforderung, aber es nahm alles einen guten Weg, und ich würde es jederzeit wieder so machen.
2014 nahm ich als Mentee an einem Crossmentoring mit sieben Kölner Unternehmen teil. Auch diese Zeit hat meinen Horizont sehr erweitert und ich bekam interessante Stellenangebote. Viele Jahre war mir gar nicht bewusst, welchen Herausforderungen ich mich gestellt habe und wie ich diese gemeistert habe. Erst mit der Erfahrung und dem Wissen, was ich heute habe, gucke ich zurück und dachte, interessant was Du früher für jecke Sachen gemacht hast.

Müssen Frauen sich wie Männer benehmen, um erfolgreich zu sein?

Nein, bitte nicht! Es ist anstrengender es nicht zu tun.

Familie und Beruf passen bei Ihnen unter einen Hut, weil…?

Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist in erster Linie eine Organisationsfrage. Ich habe auch immer versucht, daraus kein Problem zu machen, sondern es immer selbstverständlich in den Alltag mit einfließen lassen. Bei meinem jetzigen Arbeitgeber finde ich allerdings auch die Bedingungen vor, die mir all dies ermöglichen. Und natürlich habe ich zum Glück ein tolles Kind, das das alles gut mitmacht.

Was würden Sie aus heutiger Sicht Ihrem 18-jährigen Ich sagen wollen?

„Blamiere dich täglich!“ Übersetzt heißt das: Sei entschlossen, probiere dich aus, riskiere auch mal Fehler zu machen, sei weltoffen. Das bringt dich voran. Ich hatte damals eine typische Mädchenerziehung. Es war schwer mich zu emanzipieren und meinen eigenen Weg zu finden. Deshalb hätte ich mir schon früher mehr eigene Courage für meinen Lebensweg gewünscht und mir etwas mehr Zeit für meine persönliche Entwicklung und Ausbildung nehmen sollen z.B. durch Auslandsaufenthalte.

Interviewt von: Sabine Arimond und Heike Verbeeten, Jobcenter Köln

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